Nachdem
ich meine Skating-Ski bei ski-willi.at
bezogen hatte, war es nur folgerichtig, dass der Ski-Trainer,
der mir heute in zwei individuellen Übungsstunden gegen eine ordentliche Obole von 84 € das Skaten beizubringen hatte, auf den
schönen Namen Willi hörte.
Der
Name ist durchaus positiv konnotiert. Onkel Willi, als Bruder von Oma
Grete eigentlich Großonkel, war Inhaber einer Bäckerei in
Schönebeck-Salzelmen. Bei Familienfestivitäten in Eggersdorf,
die meist von Onkel Alfred, seinem Bruder und so eigentlich auch
Großonkel, ausgetragen wurden, nahm uns Onkel Willi stets am
Schönebecker Bahnhof in Empfang, um uns, je nach Kopfzahl, in ein
oder zwei Fuhren in seinem Mossie (sowjetische Automobilmarke
Moskwitch: kleiner als Wolga und hässlicher als Lada) dorthin zu
chauffieren und auch wieder zurückzubringen. Sein Fahrstil zeichnete
sich vor allem durch rasante Kurvenlagen aus, was allerdings auch
daran gelegen haben mag, dass der Mossie, vor allem das
60er-Jahre-Modell, über eine ausgesprochen weiche Federung
verfügte, und war wohl auch dem schlechten Straßenzustand in
der südlichen Börde geschuldet. Jedenfalls hatte Willi stets gute
Laune und sorgte damit dafür, dass die erwähnten Familienfressfeste
für uns Kinder einigermaßen erträglich blieben. Es wurde
kolportiert, er heize seinen Wagen in Frostzeiten mittels
Unterschiebens eines mit heißer Asche gefüllten Backblechs an.
Onkel Willi war also ein fröhlicher, risikofreudiger
Kleinunternehmer.
Willi,
der Skilehrer, ist dicke über die sechzig, dabei aber, wie es sich
für einen oberbayerischen Skilehrer gehört, braungebrannt,
wettergegerbt und fit wie drei Paar Turnschuhe. Wir haben uns gleich
ganz gut verstanden, er brauchte bei mir ja auch nicht bei Null
anzufangen. In den knapp zwei Stunden arbeiteten wir vorwiegend an
meiner Körper- und Blickhaltung, an der Beinstellung, vor allem
dem Kniebeugewinkel, und an der Armstreckung beim Vortrieb. Es
waren eigentlich nur Kleinigkeiten. Willi verstand es jedenfalls, mir
das zu suggerieren, zum einen verbal, zum anderen, in dem er mich
nicht all zu weit abzuhängen versuchte. An den Anstiegen, die hier
wahrlich nicht extrem sind, musste aber auch er japsen.
Nebenbei
erzählte mir Willi, dass er mit Leib und Seele Bergläufer sei, bei
passendem Wetter fast täglich den Wendelstein hinauf laufe (ca. 1000
Hm) und freute sich diebisch darüber, dass er bergab, aufgrund
seiner Orts- und Wegekenntnisse sogar die Mountainbiker abhänge.
Sehr verschmitzt schaute er drein, als er davon erzählte, sich vor
Jahren in Skikursen intensiver um die Frauen von
Siemens-Führungspersonal gekümmert zu haben. Da die Männer hätten
arbeiten müssen, hätten es sich die Frauen halt mit der Skischule
gut gehen lassen.
Nach
ca. einer Stunde Training schien Willi schon etwas ratlos, was er
denn noch mit mir anstellen sollte. Also wiederholten wir die
Übungen, solange bis die zwei Stunden um waren. Dabei berichtete er
nicht ohne Stolz von einem Zehnkämpfer, dem er mal innerhalb von
drei Stunden das Langlaufen (klassisch!) beibringen sollte, was
ihm nach eigener Aussage auch gelungen sei (was Wunder!). Der
Zehnkämpfer habe aber nach den drei Stunden gestanden, noch nie
so fertig gewesen zu sein. Meinen Einwand, dass die maximale
Wettkampfdistanz für Zehnkämpfer 1500 m seien, ließ Willi nicht
gelten, schließlich seien diese ja schlechthin professionell
durchtrainiert.
Nach
anderthalb Stunden brannten auch mir die Oberschenkel, zumal die
Skatingloipen durch den seit gestern Abend beständig fallenden
Neuschnee trotz Präparierung durch die Pistenwalze nicht gerade
super gleitfähig waren. Das ursprünglich verabredete gemeinsame
Foto haben wir dann vor lauter Geplauder doch vergessen. Gelernt habe
ich einiges, das Wichtigste zum Schluss: Man trägt seine Ski mit den Spitzen nach vorn. Wer sie mit den Enden nach vorn trägt, outet sich als Flachländer. Danke Willi.
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