Mit dem Monotheismus des abrahamitischen
und später des mosaischen Bundes stellte sich der Mensch außerhalb der Natur und
gewissermaßen auch außerhalb seiner eigenen Natur. Im Bund hat sich Gott dazu
verpflichtet immer da zu sein. Ohne Wenn und Aber hat er sich an Abraham und
damit an die Menschheit gebunden. Gott kümmert sich - mal strafend, mal
verzeihend, mal belohnend, aber er verschwindet nicht. Egal was der Mensch tut,
Gott ist immer da. Er kann aber nur da bleiben, weil er sich unabhängig
gemacht, sich externalisiert hat. Auch wenn manch alttestamentarischer Prophet
oder Psalmverfasser seine Gottverlassenheit beklagen mochte, war er doch
überzeugt, dass Gott die Klage hört, also nicht wirklich verschwunden sein
konnte. Im Bund hat sich Gott verpflichtet, da zu sein und da zu bleiben, sich
nicht zurück zu ziehen und uns zu ertragen, wie wir ihn ertragen.
In der Gestalt Jesu kommt Gott zu uns. Er
will die Menschen nicht länger von oben herab behandeln wie ein paternalistischer
Hausvorstand seine Kinder, sondern will sie zu sich hinauf ziehen. Deshalb muss
Jesus beides sein – Mensch und Gott. Für einen historischen Moment ist Gott
mehr als nur da, er wirkt direkt unter den Menschen. Bei Paulus jedoch wird
Gott wieder externalisiert. Nach seinem Gang durchs Kreuz wähnen wir ihn zwar wieder
unter uns, doch sind nun wir nicht mehr bei ihm. Und nur wegen dieser Externalisierung konnte Nietzsche Gott für tot erklären.
So lange Gott externalisiert ist, bleibt
auch die Schöpfung externalisiert. So lange bleibt die Natur uns fremd, und
auch wir selbst bleiben uns fremd. Uns
wieder in die volle Verantwortung für die Dinge da draußen zu setzen, das
könnte, vielleicht eher als der strenge Gott-Mensch-Dualismus, eine Grundhaltung,
wie sie die alten Ägypter hatten. Also das Bewusstsein dafür und der Glaube
daran, dass der Mensch mit seinem Tun den Weltenlauf in Gang hält und dafür
sorgt, dass die Götter nicht verschwinden. Vielleicht gediehe der ökologische Gedanke
ja besser auf dem Boden eines archaischen Poly- oder Pantheismus? Denn wo bliebe Gott, wenn wir uns und die Welt zerstört hätten?