Ohne
Psychologe oder Soziologe zu sein, vermute ich, dass es den meisten
Menschen geht wie mir: Wenn mich jemand gehäuft danach fragt, was
ich tue, dann fühle ich mich kontrolliert. Nun beinhaltet der
Begriff der Kontrolle nicht nur die einfache Beobachtung, sondern
kann darüber hinaus mit Steuerung assoziiert werden. Dem
Gefühl, kontrolliert zu werden, haftet also neben dem an sich schon
unangenehmen Überwachungsaspekt auch der Aspekt der Fremdbestimmung
an. Wenn mich also jemand gehäuft danach fragt, was ich tue, dann
fühle ich mich unfrei. Mehr noch, mir scheint, dass dieser Jemand
mir misstraut, denn würde er mir vertrauen, bräuchte er nicht
dauernd danach zu fragen, was ich gerade tue. Er könnte ja auch
darauf vertrauen, dass ich tendenziell das Richtige tue.
Es
ist nun interessant zu beobachten, wie ein Wirtschaftsunternehmen,
das ursprünglich mit dem Impetus angetreten war, anders zu sein als
andere, sich selbst als „mitarbeitergetragen“ bezeichnete und
auch heute noch auf die intrinsische Motivation und die
Kreativität seiner Mitarbeiter setzt, in wirtschaftlich (aka
bilanztechnisch) angespannten Zeiten sein Heil in der Kontrolle,
neudeutsch auch Controlling genannt, mehr noch, in der Erhöhung
der Kleinteiligkeit der Kontrollinstrumente sucht: Statt
monatlicher Berichte wöchentliche, statt umsatzbezogener
Bewertung auslastungsbezogene, statt aufgabenorientierter
Planung zeitliche. Dahinter steckt womöglich die Annahme, dass, wer
genau weiß, was seine Leute gerade tun und vorhaben, besser
entscheiden kann, was sie im Interesse des Unternehmens tun
sollten. Das klingt erst mal nicht grundsätzlich falsch. Nur warum
schwingt dann in der subjektiven Wahrnehmung so ein Hauch von „1984“
mit?
Für mich hat diese Art von Kontrolle auch etwas mit Angst zu tun. Es ist die Angst, der Mensch, dem ich jeden Monat ein paar tausend Euro zahle, habe ein anderes Interesse als ich. Dem ginge es gar nicht darum, meine Bilanz zu entspannen, sondern nur um sein eigenes, vornehmlich pekuniäres Interesse. Es ist schon ironisch: Der Unternehmer befürchtet, von seinen Mitarbeitern ausgebeutet zu werden.
Angst erzeugt Misstrauen. Angst verschließt den Geist. Angst tötet den Geist, sagt Frank Herbert. Wer Angst hat, macht Fehler. Und der Volksmund meint, Angst sei ein schlechter Ratgeber.
Eine aktuelle Fragestellung von Soziologie und Philosophie ist die nach dem Vertrauen. Jan-Philipp Reemtsma definiert Vertrauen als die Erwartung darin, dass der andere etwas nicht tut.1 Demzufolge wäre Misstrauen als das logische Gegenteil von Vertrauen die Befürchtung, dass der andere alles Mögliche tun könnte. Allein diese Konstellation macht deutlich, dass sich mit Misstrauen nicht gut leben lässt. Mehr noch, der Philosoph Julian Nida-Rümelin, ehedem Bundeskulturminister unter Schröder, erklärt in seinem Buch „Die Optimierungsfalle“2, dass eine nur auf individuellem Eigennutz basierte Gesellschaft schon rein logisch nicht funktionieren kann, geschweige denn praktisch. Der Grund dafür liegt im berühmten Gefangenendilemma. Wenn ich also beständig davon ausginge, dass mein Gegenüber nur auf seinen individuellen Nutzen bedacht ist, quasi ein Vertreter des Homo oeconimicus der Friedmänner, dann sollte mein oberstes Denkgebot wohl sein: Misstrauen. Er könnte mir mit seinem Eigennutz ja Schaden zufügen.
Ein Unternehmen, das ursprünglich auf Vertrauen setzte, ist mithin angelangt bei der Philosophie des eigennützigen Homo oeconomicus. Und es hat Angst vor ihm. Irgendwie traurig.
Für mich hat diese Art von Kontrolle auch etwas mit Angst zu tun. Es ist die Angst, der Mensch, dem ich jeden Monat ein paar tausend Euro zahle, habe ein anderes Interesse als ich. Dem ginge es gar nicht darum, meine Bilanz zu entspannen, sondern nur um sein eigenes, vornehmlich pekuniäres Interesse. Es ist schon ironisch: Der Unternehmer befürchtet, von seinen Mitarbeitern ausgebeutet zu werden.
Angst erzeugt Misstrauen. Angst verschließt den Geist. Angst tötet den Geist, sagt Frank Herbert. Wer Angst hat, macht Fehler. Und der Volksmund meint, Angst sei ein schlechter Ratgeber.
Eine aktuelle Fragestellung von Soziologie und Philosophie ist die nach dem Vertrauen. Jan-Philipp Reemtsma definiert Vertrauen als die Erwartung darin, dass der andere etwas nicht tut.1 Demzufolge wäre Misstrauen als das logische Gegenteil von Vertrauen die Befürchtung, dass der andere alles Mögliche tun könnte. Allein diese Konstellation macht deutlich, dass sich mit Misstrauen nicht gut leben lässt. Mehr noch, der Philosoph Julian Nida-Rümelin, ehedem Bundeskulturminister unter Schröder, erklärt in seinem Buch „Die Optimierungsfalle“2, dass eine nur auf individuellem Eigennutz basierte Gesellschaft schon rein logisch nicht funktionieren kann, geschweige denn praktisch. Der Grund dafür liegt im berühmten Gefangenendilemma. Wenn ich also beständig davon ausginge, dass mein Gegenüber nur auf seinen individuellen Nutzen bedacht ist, quasi ein Vertreter des Homo oeconimicus der Friedmänner, dann sollte mein oberstes Denkgebot wohl sein: Misstrauen. Er könnte mir mit seinem Eigennutz ja Schaden zufügen.
Ein Unternehmen, das ursprünglich auf Vertrauen setzte, ist mithin angelangt bei der Philosophie des eigennützigen Homo oeconomicus. Und es hat Angst vor ihm. Irgendwie traurig.
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