Das
soll nun einer verstehen: Die Euro-Gruppe beschließt die Erhöhung
der Eigenkapitalquote der Euro-Banken auf 9%. Die EZB vergibt
seit gestern zinsgünstige Kredite in Höhe von knapp 500 Mrd. Euro
mit einer Laufzeit von bis zu 3 Jahren an die selben Banken, um den
Kreditfluss zwischen den Banken zu stützen. Passt irgendwie
nicht zusammen, oder? Versuchen wir das mal aufzudröseln.
Erhöhung
der Eigenkapitalquote bei etwa gleichbleibendem Geschäftsvolumen
(Bilanzsumme) senkt die Eigenkapitalrendite einer Bank. Die
Eigenkapitalrendite ist aber der Indikator, an dem Bankmanager
gemessen werden. Stichwort Boni. Man denke an die alljährlichen Ankündigungen von
Josef Ackermann zur angestrebten Eigenkapitalrendite der
Deutschen Bank. Die derzeit beste und auch gängige Methode zur
Erzielung einer hohen Eigenkapitalrendite ist die Verwendung von
möglichst viel Fremdkapital, das heißt faktisch, Investitionen oder
Kredite vorwiegend fremd zu finanzieren, also Kredite von anderen
Banken oder Kapital von Investoren aufzunehmen. Die Forderung nach Erhöhung der
Eigenkapitalquote hat wohl zu einem Stocken dieses Kapitalflusses
zwischen den Banken geführt, weil Bankmanager kein wirkliches
Interesse daran haben, Kredite an andere Banken zu vergeben, die
ggf. nicht in der Lage sind, diese Kredite hinreichend gewinnbringend
einzusetzen.
Man
ist geneigt zu vermuten, dass hinter all diesen Geschäftsmodellen
der Banken ein System steckt, das man fast als Verschwörung ansehen
könnte. Das hat bei den Immobilienkrediten funktioniert, die dann
zur Subprime-Krise von 2008 geführt haben, und scheint nun bei
der Staatsfinanzierung ähnlich abzulaufen. Es werden Kredite in der
Erwartung der Kreditnehmer vergeben, dass der Wert des
Finanzierungsgegenstandes steigt oder wenigstens stabil bleibt. Bei
Erreichung eines hinreichend großen Gesamtfinanzierungsvolumens
wird der Gegentrend eingeleitet: Die Bewertung des
Finanzierungsgegenstandes wird gesenkt. Im Fall der Hausfinanzierung
macht das der, wiederum bankenbeherrschte Immobilienmarkt, bei der
Staatsfinanzierung übernehmen die Ratingagenturen die Umbewertung.
Dadurch steigen die Zinsen der Kreditnehmer bei Umschuldung, von
Tilgung ist ja eh nicht die Rede, und die Gläubiger streichen
Extraprofite ein oder, wie im Falle der Immobilienfinanzierung,
werden durch Liquidierung Eigentümer des Finanzierungsgegenstandes.
Man hat es also mit einem Umverteilungsszenario zu tun, bei dem die
Rating- und sonstigen Bewertungsagenturen eine beträchtliche Rolle
spielen. Dass dabei diese oder jene Bank auf der Strecke bleibt, wird
von den Konkurrenten billigend in Kauf genommen, allerdings nicht von
den Kredit nehmenden Staaten, die auf ihre liquiden Gläubiger
angewiesen sind. Diese machen sich die Abhängigkeit zu Nutze, indem
sie mit Unterstützung der Ratingagenturen die Zinsen step by step
erhöhen und, im Falle, dass die Schuldner ernst machen – siehe
Eigenkapitalquote oder Schuldenabbau – in den Kreditstreik treten,
von dem dann die so genannte Realwirtschaft betroffen ist.
Es
ist ein System, dass sich auf diese Weise immer weiter hochschaukelt.
Offenbar ist Staatsfinanzierung gegenwärtig das lukrativste
Geschäft. Anders ist der Aufstand der Banken nicht zu deuten.
Außerdem müssen den 500 Mrd. Euro der EZB ja Schulden in
entsprechender Höhe gegenüber stehen. Statt Schuldenabbau also
weitere Erhöhung der Verbindlichkeiten. So lange diese zwischen den
Banken verbleiben, ist das wohl unkritisch. Doch Banken wollen und
müssen mit dem Geld gewinnbringende Geschäfte tätigen, die - so
die heutigen Agenturmeldungen - auch die 2012 anstehende
Refinanzierung von Staatsschulden in der Euro-Zone umfassen.
Alles
bleibt also wie gehabt. Keine Änderung der Geschäftsmodelle, kein
Schuldenabbau. Statt dessen wächst die Kreditblase weiter.
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