Mittwoch, 20. März 2013

Russland Bashing


In der Diskussion um die aktuelle Zypernkrise passiert m.E. etwas sehr obszönes. Wenn es darum geht, wer denn und wie den zyprischen Banken, die sich wohl, wie so viele europäische Geldhäuser verspekuliert haben, und dem für sie bürgenden zyprischen Staat aus der Klemme helfen soll, kommt immer wieder die Rede auf die russischen Anleger. Dann werden, wie gerade heute Abend bei Anne Will, die russischen Oligarchen ins Feld geführt, und zwar nicht nur von Edmund Stoiber, von dem man dies erwarten könnte, sondern auch und recht vehement vom grünen Spitzenkandidaten Jürgen Trittin. Hier wird suggeriert, der russische Oligarch als solcher, wer immer das auch sein mag, habe sein Vermögen auf unrechtmäßige Weise erworben und deshalb Zypern als Standort für seine Kapitalanlage gewählt. Denn Zypern habe ja, zumindest in der in Deutschland grassierenden Denke, ein semikriminelles Geschäftsmodell, in dem es Kapitalanlegern, egal woher sie kommen, günstige Anlagebedingungen gewährt habe.
Gerade, wenn man letzteres vernimmt, sollte man stutzig werden. Wie man weiß, werden, wenn irgendwo auf diesem Globus ein unliebsamer Despot ausfindig gemacht wird, im Konfliktfall seine Konten eingefroren. Nur befinden sich diese Konten m.W.n. nie auf Zypern, sondern i.d.R. in den USA oder Großbritannien. Was also soll dieses Insistieren auf den russischen Oligarchen? Und was geht es die Euro-Gruppe an, auf welchen Wegen russische Milliardäre ihre Milliarden erworben haben? Schert sich irgend jemand um die finanziellen Engagements von Roman Abramowitsch bei Chelsea oder Gazprom bei Schalke?
Nicht dass ich eine irgendwie geartete emotionale Beziehung zu russischen Oligarchen hätte, doch wegen meiner ganz persönlichen Vergangenheit habe ich ein emotionales Verhältnis zu Russland und den Russen, und insofern finde ich diese Art von Russland Bashing einfach nur schäbig.

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