In der Diskussion
um die aktuelle Zypernkrise passiert m.E. etwas sehr obszönes.
Wenn es darum geht, wer denn und wie den zyprischen Banken, die sich
wohl, wie so viele europäische Geldhäuser verspekuliert haben, und
dem für sie bürgenden zyprischen Staat aus der Klemme helfen soll,
kommt immer wieder die Rede auf die russischen Anleger. Dann werden,
wie gerade heute Abend bei Anne Will, die russischen Oligarchen
ins Feld geführt, und zwar nicht nur von Edmund Stoiber, von dem
man dies erwarten könnte, sondern auch und recht vehement vom
grünen Spitzenkandidaten Jürgen Trittin. Hier wird suggeriert, der
russische Oligarch als solcher, wer immer das auch sein mag, habe
sein Vermögen auf unrechtmäßige Weise erworben und deshalb Zypern
als Standort für seine Kapitalanlage gewählt. Denn Zypern habe ja,
zumindest in der in Deutschland grassierenden Denke, ein
semikriminelles Geschäftsmodell, in dem es Kapitalanlegern, egal
woher sie kommen, günstige Anlagebedingungen gewährt habe.
Gerade, wenn man
letzteres vernimmt, sollte man stutzig werden. Wie man weiß, werden,
wenn irgendwo auf diesem Globus ein unliebsamer Despot ausfindig
gemacht wird, im Konfliktfall seine Konten eingefroren. Nur befinden
sich diese Konten m.W.n. nie auf Zypern, sondern i.d.R. in den USA
oder Großbritannien. Was also soll dieses Insistieren auf den
russischen Oligarchen? Und was geht es die Euro-Gruppe an, auf
welchen Wegen russische Milliardäre ihre Milliarden erworben haben?
Schert sich irgend jemand um die finanziellen Engagements von Roman
Abramowitsch bei Chelsea oder Gazprom bei Schalke?
Nicht dass ich eine
irgendwie geartete emotionale Beziehung zu russischen Oligarchen
hätte, doch wegen meiner ganz persönlichen Vergangenheit habe ich
ein emotionales Verhältnis zu Russland und den Russen, und insofern
finde ich diese Art von Russland Bashing einfach nur schäbig.
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